Der Pastoralverbund (PV) Reckenberg- Wiedenbrück wird sich in geraumer Zeit von zwei seiner insgesamt fünf Kirchen trennen. Das wurde bei der Vorstellung des „Finalen Bildes“ im Rahmen des Immobilienprozesses am Freitagabend in der fast voll besetzten Piuskirche verkündet. Es wird die Marienkirche sein, deren Notwendigkeit nicht mehr gegeben ist. Intensive Gespräche mit den Verantwortlichen des Klosters bezüglich der Übergabe sind bereits gelaufen. Dort macht man sich bereits Gedanken, denn die neue Nutzung der Kirche soll ein offener Ort für die gesamte Stadtgesellschaft sein, für Jung und Alt gleichermaßen interessant, flexibel und innovativ, sich finanziell selbst tragen und unabhängig von Spenden und dem Kloster sein und offen für Partnerschaften. Das wurde vom Kloster direkt nach der Versammlung in der Piuskirche per Newsletter verkündet. Der letzte Gottesdienst in der Marienkirche wird am 8. Dezember 2024 gefeiert mit Übertragung des Gnadenbildes in die Aegidiuskirche.
Die Piuskirche, das jüngste Kind des Pastoralverbundes, ist die zweite, die aufgegeben wird. Das Gebäude soll auf jeden Fall erhalten bleiben, weil es erst vor einigen Jahren umfangreich renoviert worden ist. Es soll jedoch eine Profanierung stattfinden. Großes Interesse hat die aramäische Gemeinde gezeigt. Sie würde die Kirche gerne für ihre Gottesdienst nutzen und ihre jetzige Kirche an der Hauptstraße als Gemeindehaus. 300 Gemeindemitglieder zählt die Kirchengemeinde. Jetzt liegt es daran, wie eine Übergabe ob per Erbpachtvertrag, Miete oder Kauf, möglich ist. Mit einer anderen Idee gehen aktive Piusleute schwanger. Sie könnten sich vorstellen einen Verein oder eine Genossenschaft zu gründen, um die Kirche als Veranstaltungsraum, eigenständig und in viele Richtungen zu bespielen.
Die Aegidiuskirche bleibt als zentrale Liturgiekirche erhalten. Das Pfarrheim hingegen soll aufgegeben werden. Gespräche mit der benachbarten VHS zur Vermietung der Räume sind initiiert. Eventuell können die Chöre dort weiter proben, ansonsten die Kirche als Probenort nutzen. Das Jugendhaus soll inklusive „Eine Welt Laden“ erhalten bleiben.
Das Jugendhaus Pius wird zentrales pastorales und diakonisches Zentrum des PV. Lintel ist zufrieden, weil ihre Kapelle ein Dorfgemeinschaftshaus wird und die Bürgerinnen und Bürger es als eine gute Zukunftschance sehen Die Übernahme der Stadt ist für Januar 2025 vorgesehen. Besondere Gottesdienste wie Erstkommunuion oder Erntedank sollen weiterhin dort stattfinden können. Die Kirchen Herz Jesu Batenhorst und St. Vitus in St. Vit bleiben erhalten, sollen jedoch nach fünf Jahren erneut auf den Prüfstand kommen. Das 43 Jahre alte Pfarrheim in Batenhorst wird höchstwahrscheinlich von der Stadt übernommen als Dorfgemeinschaftshaus. Vereine zeigen sich Willens sich mit einzubringen. „Es war eigentlich schon immer ein Dorfgemeinschaftshaus, dass die Kirche finanziert hat“, meinte Edeler. Das würde sich jetzt ändern. Im Vitus Haus wird es eine Teilauf- und Abgabe geben. Eine Teilvermietung soll an den Dorfarzt Christian Cordes erfolgen, auch eine Musikschule hat Interesse an rund 60 Quadratmetern Fläche angelmeldet. Für die Gemeinde würden rund 273 Quadratmeter bleiben. Ein Umbau soll erfolgen. In Langenberg schafft man Fakten. Die Lambertuskirche soll erhalten werden und ein missionarisches Zentrum des PV werden. Wo die Vereine bleiben und ob eventuell das Pfarrhaus einen Saal-Anbau bekommt, soll nun eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zeigen. Das Lambertusheim wird in Kürze abgerissen. Dort soll der Neubau des katholischen Kindergartens erfolgen.
Nach derzeitigem Stand werden rund 43 Prozent an Gebäudeflächen eingespart. Eine Unbekannte stellt derzeit der Neubau des Saales in Langenberg dar. „Das Ziel 30 Prozent Minimierung wird jedoch erreicht“, betont Pfarrdechant Reinhard Edeler.
Ein Spaß war es nicht
Was am Ende nach einer nüchternen Entscheidung aussah, war ein 14 Monate dauernder Prozess, mit unzähligen Stunden, Gesprächen, Besichtigungen und Überlegungen. Ludger Büngener, Prozessberater vom Erzbischöflichen Generalvikariat und Moderator des Abends, machte deutlich, dass sich die Projektgruppe oftmals Kritiken stellen musste, manchmal auch unschön. Er dankte allen, die daran beteiligt waren und für das am Ende sehr gute und einstimmige Ergebnis. Edeler meinte, dass es ganz zu Beginn auch um „Meins und Deins“ um Neid und Missgunst gegangen sei, „doch wir haben alle schnell erkannt, dass dieser Prozess nur gemeinsam geht.“ Auch wenn die Gemeindemitglieder jetzt nicht mehr mit ins Boot genommen werden, geht die Arbeit für die Gruppe weiter. Die Ergebnisse werden nun in einem Konzept zusammengefasst, das von allen Gremien im PV unterzeichnet werden muss. Dann geht es nach Paderborn, wo es abgesegnet werden muss. Erst dann ist das Immobilienkonzept gültig.
„Seien Sie sicher“, betonte Edeler, „bei allem Denken und Handeln haben wir nie den Menschen vergessen. Es war längst nicht nur ein Zahlenprocedere sonst es gab auch emotionale Entscheidungen, die nicht immer leichtgefallen sind.“
Immobilienprozess Pastoralverbund Reckenberg
„Finales Bild“
Kontrakt der Projektgruppe, der den Gremien zur Umsetzung vorgeschlagen wird
Aegidiusgemeinde
Aegidiuskirche: Erhalten
Aegidius bleibt aufgrund ihrer Bedeutung zentrale Liturgiekirche / alle Gottesdienste Wiedenbrücks hier möglich
Marienkirche: Auf- Abgabe
Notwendigkeit nicht mehr gegeben
Beratungen zur Übergabe an Klostergenossenschaft sind initiiert
Letzter Gottesdienst: 8.12.2024 – Übertragung des Gnadenbildes in die Aegidiuskirche
Pfarrheim Aegidius: Auf- Abgabe
Begegnung- und Versammlungsort zukünftig im Piushaus
Ort der Aegidiuschöre entweder verbleibend oder in Aegidiuskirche
Gespräche zur Vermietung an VHS sind initiiert
Jugendhaus Aegidius: Erhalten
Erhalt samt „Eine Welt Laden“
Pius Gemeinde
Piuskirche: Auf- Abgabe
Erhalt des Gebäudes, jedoch Profanierung
Übernahme Optionen:
- Aramäische Gemeinde
- Privater Trägerverein
Jugendhaus Pius und Pfarrheim Pius: Erhalten
Erhalt als pastorales und diakonisches Zentrum des Pastoralverbundes Reckenberg - Modernisierung
Pfarrhaus Pius: Vollzogen
Kindergarten
Kapellengemeinde Lintel
Antoniuskapelle: Auf- Abgabe / In Planung
Übernahme Stadt – Dorfgemeinschaftshaus / Gottesdienste möglich
Übergabe für den 1.1.2025 anvisiert
Herz-Jesu Pfarrvikrie Batenhorst
Herz Jesu Kirche: Erhalten – Evaluierung nach 5 Jahren
Erhalt für das Dorf notwendig
Herz – Jesu Pfarrheim: Auf- Abgabe
Übernahme Stadt Dorfgemeinschaftshaus / bisher „selbstverständliche“ Leistungen für kommunale Aufgaben nicht mehr finanzierbar
St. Vit
Vitus Kirche: Erhalten – Evaluierung nach 5 Jahren
Kirche für das Dorf notwendig
Vitus Haus: Teilauf- Abgabe /Planungen haben begonnen
Teilvermietung an Arzt
Mitnutzung durch Musikschule
Pfarrhaus Vitus: Vollzogen
Wohnung
Lambertus und Laurentius Langenberg
Lambertuskirche: Erhalten / missionarisches Zentrum des Pastoralverbundes Reckenberg / Popularmusik
Erhalt / Option Umbau zu multifunktionaler Nutzung – Saal und Sakralraum
Lambertusheim: Abriss / Vollzug im Februar
Abriss / Neubau Kindergarten
Pfarrhaus Büro:
Option Umbau / Neubau eines Saales mit Nebenräumen und Küche
Notwendigkeit eines Saales, Stätten für Chöre, Versammlungsort absolut gegeben
Gesamtsumme aller Gebäude: 11.897 qm / 1% = 119 qm
Einsparung
Marienkirche 606 qm
Piuskirche 1356 qm
Pfarrheim Aegidius 1124 qm
Pfarrhaus Pius 196 qm
Antoniuskapelle 579 qm
Herz Jesu Pfarrheim 366 qm
Vitus Haus 100 qm (geschätzt)
Pfarrhaus Vitus 172 qm
Lambertusheim 672 qm
Gesamt 5171 qm = 43 %
Zu addieren, bzw. zu subtrahieren ist der Neubau des Saales in Langenberg. Das Ziel 30% Minimierung wird jedoch erreicht.